Zurück in den Büro-Alltag: Wie CEO das Arbeitsumfeld neu organisieren
Die Zahlen sprechen für sich: Während zum Höhepunkt der Krise mehr als ein Drittel der Angestellten langfristig zu Hause arbeiteten, sind es nun gerade eben fünf Prozent. Das belegt die Corona-Studie der Universität Mannheim. Immer mehr Firmen holen ihre Mitarbeiter zurück ins Büro – und kommen damit offenbar ihren Wünschen entgegen, denn laut einer Befragung der Talent-Management-Beratung Korn Ferry vermisst die Hälfte aller Beschäftigten den persönlichen Kontakt mit ihren Kollegen und begrüßt eine Rückkehr in den Betrieb.
Diese gestaltet sich aber erwartungsgemäß nicht einfach. Welche Vorsichtsmaßnahmen müssen getroffen werden, was dürfen Führungskräfte von ihren Angestellten verlangen und wie können sie diese am besten durch den Prozess der Rückkehr führen?
Führungsaufgaben und Schutzmaßnahmen
Rein rechtlich dürfen Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Büro zurückbeordern. Dabei müssen sie sich laut DGB jedoch an die Regeln, Fristen und Bedingungen halten, die sie zur Heimarbeit festgelegt haben. Arbeitgeber müssen dann vor Ort sicherstellen, dass die Angestellten ihre Arbeit ohne Ansteckungsrisiko erledigen können. Zu den Sicherheits- und Hygienemaßnahmen gehören:
- Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern im Umgang mit Kollegen
- Trennwände an den Arbeitstischen und/oder in der Kantine
- gründliches Händewaschen (mindestens 20 Sekunden lang)
- regelmäßiges Lüften, Desinfektion und Reinigung gemeinsam genutzter Räume
- optional Schutzmasken am Arbeitsplatz
Bereits im Home-Office haben Führungskräfte ihre Mitarbeiter unterstützt. Auch was die Betreuung der Mitarbeiter bei der Rückkehr ins Büro betrifft, ist die Rolle der Vorgesetzten von zentraler Bedeutung. Unternehmensberater und Arbeitspsychologen raten Führungskräften zu regelmäßigen Gesprächen mit ihrer Belegschaft, in denen die neuen Hygieneregeln vorgestellt und Fragen der Mitarbeiter geklärt werden. Dabei ist es wichtig, dass alle Schritte und deren Hintergründe transparent dargelegt werden, damit die Mitarbeiter sie verstehen und nachvollziehen können. Das schafft Vertrauen in die Führungsperson.
Wie organisieren Firmen den neuen Büroalltag?
Welche Möglichkeiten genutzt werden können und worauf sich Führungskräfte und Mitarbeiter vorbereiten müssen, legen wir anhand zweier Beispiele aus der Praxis dar.
1. Modell: Rückkehr in Etappen
Eine Möglichkeit ist die schrittweise Rückkehr an den Arbeitsplatz. Diesen Ansatz hat etwa die Bayer AG gewählt. Kai van Laak, Head of Global QHSE, koordiniert anhand eines mehrstufigen Plans die Rückkehr aller Mitarbeiter weltweit: Zuerst kamen diejenigen ins Büro zurück, die zu Hause keine guten Arbeitsbedingungen hatten – etwa 15 Prozent der Mitarbeiter. In der zweiten Phase folgte 40 Prozent der Belegschaft. Ab wann die Büros wieder zu 100 Prozent besetzt sind, hängt von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Van Laak betont, dass der Gesundheitsschutz die höchste Priorität habe und niemand gezwungen werde, so schnell wie möglich ins Büro zurückzukehren.
2. Modell: Neue Arbeitskultur
Viele Führungskräfte dachten vor der Krise, dass die tägliche Interaktion im Betrieb das A und O einer soliden Unternehmenskultur wären, und setzten Home-Office mit Faulheit gleich. Mittlerweile haben sich die meisten von diesem Vorurteil verabschiedet. So auch Michael Cassau, CEO des Berliner Start-up Unternehmens Grover, der nun auf mehr Selbstbestimmung setzt: Wer sich mit seinen Mitarbeitern beraten möchte, kann ins Büro kommen. Wer sich allein auf eine bestimmte Aufgabe konzentrieren möchte, darf daheimbleiben. Das steigert Motivation und Arbeitseffizienz, da jeder dort arbeiten kann, wo er am produktivsten ist.
Es bleibt offen, ob die neuen Maßnahmen ausreichen, um eine weitere Infektionswelle zu verhindern. Eines ist jedoch sicher: So wie vor der Covid-Pandemie wird es nicht mehr werden. Wahrscheinlich wird ein neues Arbeitsmodell sein, dass Mitarbeiter in Gruppen aufgeteilt werden, die jeweils abwechselnd im Home-Office und im Büro arbeiten. Dabei ist die Rolle der Führungskräfte außerordentlich wichtig. Nur wenn sie es schaffen, ihre Mitarbeiter zu motivieren, in den Prozess mit einzubinden und ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, kann eine Rückkehr in den neuen Büroalltag erfolgreich werden.
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